RUNNER’S-WORLD-Leser Christian Mayer
Marathondebüt beim Marathon Hamburg
RUNNER’S-WORLD-Leser Christian Mayer hatte als Abonnent einen Startplatz beim Marathon Hamburg 2016 gewonnen. Hier berichtet er von seiner Marathon-Premiere.
Hamburg-Marathon 2016 - Die Fotos



Christian Mayer mit der Finisher-Medaille.
Bild: Privat
Als ich am 11.12.2015 die Nachricht vom Startplatzgewinn für den Marathon Hamburg vom RUNNER’S-WORLD-Magazin erhielt, war meine Freude riesengroß. Voller Aufregung erzählte ich meiner Frau von diesem Gewinn und ich hatte noch am gleichen Abend nichts Besseres zu tun, als diverse Internetsuchmaschinen nach einem für mich passenden Hotel und der idealen Zug- oder Flugverbindung nach Hamburg zu belasten. Mich hatte diese Euphorie in so einem Maß gepackt, dass mich meine Frau erst wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen musste und mir mit einem Lächeln klar machte, das wir nun erst Dezember 2015 haben und bis zum 17. April noch jede Menge Zeit wäre.
Die Vorbereitung aufs Marathondebüt
Jede Menge Zeit? Nicht für mich. Erfahrungen mit Halbmarathondistanzen hatte ich während der letzten zwei Jahre genügend gesammelt, aber nun hieß es, sich auf einen Marathon vorzubereiten. Gerade in den ersten Tagen hatte ich vor der Zahl 42 einen großen Respekt. Da ich aber für Ende Mai 2016 meinen ersten Ultratraillauf geplant hatte, passte mein Marathondebüt in Hamburg perfekt in meinen persönlichen Trainingsplan. Während ich es im Dezember noch relativ locker angehen ließ, steigerte ich in dem Monaten Januar und Februar meine Laufumfänge peu à peu, so dass ich zwischenzeitlich auf ein Wochenpensum von 100 km kam.Hindernisse auf dem Weg zum Marathon
Leider wurde ich immer wieder durch verschiedene Erkrankungen und Verletzungen in meiner Trainingsplanung zurück geworfen. Im März kam dann mein persönlicher Tiefpunkt. Mein linkes Bein war während meiner kompletten Läuferzeit schon immer meine Schwachstelle und zeigte mir immer wieder meine Grenzen auf. Nach mehreren harten Trainingseinheiten verspürte ich starke, teilweise stechende Schmerzen am linken Innenknöchel die meinen selbstgestrickten Trainingsplan mit bis zu fünf Einheiten pro Woche nicht mehr zuließen. Ich musste meinen Laufumfang stark zurücknehmen und konnte mit Zähnezusammenbeißen nur noch höchstens zwei Einheiten absolvieren. Jeder Nichtläufer hat mit Sicherheit kein Verständnis für diese Vorgehensweise, aber jedes Läuferherz kann meinen Zwiespalt zwischen notwendiger Pause und geliebter Trainingseinheiten verstehen. Ein Arztbesuch bestätigte meine Vermutung das ich mir eine Entzündung der Tibialis Posterior Sehne eingehandelt habe.Physiotherapie und Homöopathie
Neben der verordneten Physiotherapie versuchte ich alle Therapieansätze die die Homöopathie mir zur Verfügung stellte. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge, und da ich die Hoffnung auf meinen ersten Marathon unter keinen Umständen begraben wollte, trainierte ich in stark verminderter Form weiter und begann langsam damit meine Laufumfänge wieder zu steigern. Meinen letzten Long Jog mit 35 Kilometern absolvierte ich vierzehn Tage vor dem großen Tag. Ich war zwar einerseits zufrieden, dass ich diese Distanz einigermaßen schmerzfrei bewältigen konnte, musste aber andererseits einsehen, dass ich mittlerweile bezüglich der Laufgeschwindigkeit in Verbindung mit meiner beabsichtigten Herzfrequenz starke Einbußen erdulden musste und somit mein persönliches Ziel einer Zeit unter 3:30 Stunden in weite Ferne gerückt war. Um wenigstens noch ein wenig den vorhandenen Trainingsrückstand aufholen zu können, lief ich in der vorletzten Woche insgesamt noch drei weitere Halbmarathondistanzen. Auch wenn ich dadurch das vorgesehene Tapering etwas außer Acht ließ, so gaben mir diese Läufe notwendiges Selbstvertrauen zurück.
Klamottentechnisch optimal vorbereitet: Christian Mayer will bei seiner Marathonpremiere auch optisch einen guten Eindruck machen.
Bild: privat
Die Nervosität steigt
In der letzten Woche stieg meine Nervosität ins Unermessliche. Mit Grausen checkte ich mehrmals am Tag die immer schlechter werdenden Wetterprognosen und hoffte auf eine Besserung der Vorhersagen bis zum großen Tag. Am Freitag wurde gepackt, und ich begann damit einen immer größeren Berg von notwendigen Utensilien zusammenzusuchen. Für einen Außenstehenden sah es vermutlich nach einer Reise von mehreren Tagen aus, wobei ich natürlich für alle Eventualitäten gerüstet sein wollte und nichts dem Schicksal überließ. Und wenn ich schon nicht mit den Großen der Laufszene mithalten konnte, so wollte ich wenigsten klamottentechnisch einen guten Eindruck machen. Auch Männer können eitel sein!Läuferandacht vor dem Marathon
Am Samstag ließ ich mich frühmorgens zum heimatlichen Bahnhof fahren und ich begann meine mit Vorfreude erwartete Reise nach Hamburg. Mit Ausnahme einer kleinen Störung am ICE verlief die Reise zügig und ruhig und gegen 15 Uhr war ich endlich in meinem Hotelzimmer. Nach einer kurzen Erfrischung machte ich mich sofort auf dem Weg zur Messe um meine Startunterlagen in Empfang zu nehmen. Bereits auf dem Weg dorthin, erhielt ich wunderbare Einblicke in diese schöne Stadt. Da hier der Andrang bereits sehr groß war und ich sowieso nicht vor hatte meine Laufausrüstung zu erweitern holte ich mir auf direktem Wege meine Unterlagen ab und brachte diese zurück in mein Hotel. Anschließend besuchte ich noch die sehr schön durchgeführte Läuferandacht in der St. Petri Kirche, die mir die Gelegenheit gab bei bereits jetzt vorhandener Aufregung zur Ruhe zu kommen und in mich zu gehen. Diese Andacht bedeutete mir sehr viel.Der große Tag beginnt früh
Am nächsten Morgen klingelte um fünf mein Wecker. Diese frühe Zeit wählte ich um mich in den letzten Stunden vor dem Lauf ohne Stress und ohne Hektik auf das für mich große Erlebnis vorbereiten zu können. Gegen halb acht befand ich mich dann auf dem Messegelände und dort machte mich nochmals mit den örtlichen Begebenheiten bekannt. Wo finde ich meine Sammelstelle für den Kleiderbeutel und wo kann ich kurz vor dem Lauf nochmal austreten? Anschließend suchte ich mir ein freies Plätzchen in der Messehalle und trotz der allgemeinen Hektik um mich herum gelang es mir noch für ein paar Minuten zu entspannen.Glücksgefühle am Start
Um dreiviertel neun begab ich mich in die Startaufstellung und beobachtete im Zustand einer inneren Ruhe das Geschehen um mich herum. Die letzten Minuten fühlten sich an wie eine halbe Ewigkeit. Kurz vor neun hatte sich auch mein Startblock D gefüllt und schon wurde vom Sprecher der Countdown herunter gezählt. Anschließend sah man Luftballons aufsteigen und langsam gingen wir mit kleinen Schritten in Richtung Startlinie. Zuerst war es noch ein gehen, dann wurde es allmählich schneller, bis ich dann letztendlich kurz vor der Startlinie mit dem Laufen beginnen konnte. In diesem Moment erlebte ich zum ersten, aber nicht zum letzten Mal an diesem Tag ein Gefühl des Glückes. Ich lief, genoss das Wetter, die Umgebung und vor allem die sehr gute Stimmung der Hamburger.Hamburg-Marathon 2016 - Die Fotos


